Ein Lastenrad als Zweitwagen? Interview mit E-Lastenrad-Tester Dominik Vorbach

Dominik Vorbach wohnt mit seiner Familie mitten in Baiersbronn und liebäugelt schon länger mit der Anschaffung eines E-Lastenrads als Ersatz für den Familien-Zweitwagen. Als passionierter Mountainbiker und Tourenguide für die Baiersbronn Touristik hat er hohe Ansprüche an sein Material. Im Interview verrät er uns, ob das Bergamont E-Cargoville LJ70 seinen Vorstellungen entsprach und wie es dem Rest der Familie getaugt hat…

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Dominik Vorbach und seine Familie hat zehn Tage lang das Auto stehengelassen und den Alltag stattdessen mit einem Bergamont E-Cargoville LJ70 bestritten.

Hallo Dominik. Bitte stell dich doch einmal kurz vor.

Hallo! Mein Name ist Dominik Vorbach, ich bin 41 Jahre alt und gemeinsam sind wir eine vierköpfige Familie. Meine Kinder sind jetzt sieben und neun Jahre alt. Wir wohnen sehr zentral in Baiersbronn und bewegen uns derzeit mit zwei Autos fort. Meine Arbeit ist rund 25 Kilometer von hier entfernt, da brauche ich schon ein Auto. Der Lebenszyklus des zweiten Autos geht allerdings seinem Ende entgegen und wir überlegen gerade, wie wir unsere Mobilität zukünftig gestalten möchten. Mittlerweile können die Kinder ihre Aktivitäten wie Schule, Musikvereine, Sportvereine und so weiter selber erreichen und wir stellen uns die Frage, ob wir uns nicht lieber auf ein Auto beschränken und stattdessen ein Lastenfahrrad anschaffen. 

Gab es diese Überlegungen schon vor der Aktion „Autoschlüssel gegen E-Bike?“

Ja genau, darüber haben wir schon im vergangenen Winter nachgedacht. So ganz zufrieden waren wir ohnehin nicht mit zwei Autos. Im Frühjahr hatte ich darum schon meinen Radhändler PhysioCycles, über den jetzt auch die Räder ausgeliehen werden, angesprochen. Da hat er mir von dieser Aktion erzählt, die perfekt passte, denn gerade Lastenfahrräder kann man hier in der Gegend wirklich nicht an jeder Ecke ausprobieren. Vielleicht sind wir einfach nicht die typische Region dafür, noch sieht man solche Räder hier jedenfalls gar nicht.  

Der Lebenszyklus unseres zweiten Autos geht seinem Ende entgegen und wir überlegen gerade, wie wir unsere Mobilität zukünftig gestalten möchten. Mittlerweile können die Kinder ihre Aktivitäten wie Schule, Musikvereine, Sportvereine und so weiter selber erreichen und wir stellen uns die Frage, ob wir uns nicht lieber auf ein Auto beschränken und stattdessen ein Lastenfahrrad anschaffen.

Dominik Vorbach

Welches Bike habt ihr euch geliehen und was hast du dir davon erhofft?

Ich war mit dem Lastenrad Bergamont E-Cargoville LJ Elite unterwegs. Ich bin selbst Mountainbikefahrer, bin hier auch für die Baiersbronn-Touristik als MTB-Tourenguide unterwegs. Insofern habe ich auch gewisse Erwartungen an so ein Fahrrad. Vor allem ging es mir um das Thema Sicherheit beim Bergabfahren. Dass ich mit dem Motor überall hochkomme, daran habe ich nicht gezweifelt. Ich habe hier wirklich die steilsten Sachen ausprobiert mit zwei vollen Getränkekisten und allem drum und dran. Der Bosch-Motor zieht das weg. Aber was passiert, wenn es mal zwanzig Prozent runter geht? Und da muss ich sagen: Auch die Bremsen und das Handling in Kurven sind sehr gut, ich habe da keine Bedenken. Da sich das Lastenrad auch leicht auf die Größe meiner Frau verstellen lässt, können wir es gemeinsam nutzen.

Außer Wasserkisten transportieren – was habt ihr noch mit dem Bike gemacht?

Wir haben alle Einkäufe damit erledigt. Meine Frau ist zum Beispiel jetzt gerade damit unterwegs. Heute Morgen war ich beim Bäcker, sie ist jetzt beim Supermarkt damit. Wir waren gestern in Freudenstadt auf dem Markt, das sind immerhin 250 Höhenmeter. Ich habe innerhalb einer Woche 25 Touren aufgezeichnet, dabei sind über 100 Kilometer und 1.500 Höhenmeter zusammengekommen. Wir waren wirklich erstaunt, wie viele Kilometer sich bei all diesen kleineren Besorgungen addieren, für die man sich sonst ins Auto setzt. Und natürlich war ich auch mit meinen Kindern unterwegs. Wir haben einen Halbtagesausflug gemacht zu einem Hofladen, der rund 15 Kilometer entfernt liegt. So haben wir den Einkauf mit einem Ausflug kombiniert. 

Dominik kommt gerade vom Markt in Freudenstadt. 250 Höhenmeter gilt es dafür von Baiersbronn aus zu überwinden. „Kein Problem für das Cargobike von Bergamont“ – so lautet Dominiks Fazit nach zehn Tagen ohne Auto.
Dominik findet: „Auf dem E-Bike schaust du mal in den Garten rein, an dem du gerade vorbeifährst, triffst Leute am Straßenrand, hältst ein kleines Schwätzchen. Und du bewegst dich: Wenn du morgens noch ganz verschlafen deine 1,5 Kilometer zum Bäcker radelst, bist du danach wach und fit für den Tag.“

Hast du mal ausgerechnet, was allein diese Fahrten mit dem Auto gekostet hätten?

Nein, das habe ich nicht ausgerechnet. Darum geht es auch gar nicht so sehr. Ein Auto hat ja auch Vorteile zum Beispiel auf langen Strecken mit 100 Kilometern oder weiter. Wir haben uns eher gefragt: Wann brauchen wir wirklich zwei Autos parallel? Und das ist extrem selten. Und ich glaube, das wird sogar in Zukunft noch weniger, allein schon, weil viele Menschen künftig mehr Homeoffice machen werden. Ein zweites Auto wird auf jeden Fall immer unnötiger. Gerade die kleineren Wege für Erledigungen und Einkäufe lassen sich in Baiersbronn sehr gut mit dem Rad machen. Das Miteinander im Verkehr hat auch mit dem Lastenrad sehr gut funktioniert.

Klar, ein Auto hat diverse Vorteile, zum Beispiel auf langen Strecken, bei Regen oder Kälte und so weiter. Fallen dir nach den zehn Test-Tagen auch ein paar Vorteile ein, die so ein Lastenrad zu bieten hat?

Auf jeden Fall. Man nimmt zum Beispiel selbst auf den kleinen Strecken viel mehr wahr im Ort. Du schaust mal in den Garten rein, an dem du gerade vorbeifährst, triffst Leute am Straßenrand, hältst ein kleines Schwätzchen. Und du bewegst dich: Wenn du morgens noch ganz verschlafen deine 1,5 Kilometer zum Bäcker radelst, bist du danach wach und fit für den Tag. Die Bewegung ist einfach belebend. Wir bewegen uns doch alle viel zu wenig und da ist der E-Bike-Trend wirklich super, denn dafür muss man kein Sportler sein. Ich war neulich abends noch im Supermarkt. Dorthin bin ich nicht den direkten Weg gefahren, sondern habe einen 15-Kilometer-Umweg eingebaut, weils einfach Spaß gemacht hat.

„Ich war neulich abends noch im Supermarkt. Dorthin bin ich nicht den direkten Weg gefahren, sondern habe einen 15-Kilometer-Umweg eingebaut, weil‘s einfach Spaß gemacht hat“ sagt Dominik Vorbach.

Wie wichtig ist dir bei all dem der ökologische Aspekt?

Sehr wichtig, das ist auch mit ein Hauptgrund. Ich habe zwei Autos und egal ob Benziner oder E-Auto, beides ist im Grunde eine Katastrophe. Allein die Herstellung… Deshalb spielt das Fahrrad eine wichtige Rolle bei der Mobilitätswende und hilft uns dabei noch gesund zu bleiben. Es gibt viele kleinere Radfirmen, die großartige Produkte haben und wo meist eine ganz tolle Philosophie hinter steht, was ich gerne unterstütze.

Unterm Strich – hat euch die Aktion „Autoschlüssel gegen E-Bike“ in eurer  Entscheidungsfindung beeinflusst?

Ja auf jeden Fall. Auch wenn wir noch überlegen, ob es ein Lastenrad wird oder ein E-Bike mit Anhänger, wobei mich das Lastenrad und sein Handling schon ziemlich überzeugt hat. Auf eines von beidem wird es aber hinauslaufen – das zweite Auto wird wohl in Zukunft nicht mehr gebraucht werden.

Das hört sich doch klasse an! Offenbar hat es dir also gefallen, das Auto stehenzulassen und stattdessen das E-Lasten-Bike zu nehmen. Kannst du mal zusammenfassen, warum es sich auch für alle anderen lohnt, die darüber bisher noch nicht nachgedacht haben?

Klar, gerne. Neben dem ökologischen Aspekt würde ich vor allem die eigene Bewegung als großen Vorteil sehen. Auf dem E-Bike kannst du außerdem deine nähere Umgebung ganz neu entdecken. Du bist nicht nur auf Straßen angewiesen, sondern kannst auch Radwege und andere kleine Nebenstraßen und Wege benutzen und somit den Hauptverkehrswegen aus dem Weg gehen. Mit dem E-Bike kommst du an Stellen, die du mit dem Auto gar nicht erreichst. Du kannst viel mehr entdecken und gleichzeitig deinem Körper etwas Gutes tun – du bekommst ein positives Gefühl zurück und tust noch was für die Umwelt. 

Danke für deine Zeit, Dominik und viel Spaß mit eurem zukünftigen neuen E-Lasten-Bike!

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